• ein freies Leben zu führen
  • ich selbst zu sein
  • lebendig zu sein
  • das Leben zu genießen
  • Freude am Leben zu haben
  • mich in meinem Körper wohl zu fühlen
  • mit meinem Gewicht zufrieden zu sein
  • keine Gedanken ans Essen, an Kalorien oder Sport mehr zu verschwenden.

All das ist heute Realität. Mit 17 Jahren als ich am Tiefpunkt angekommen war, lebte ich ein ganz anderes Leben. Ich war gefangen in meiner eigenen Welt, einem Gefängnis, aus dem ich nicht heraus kam. Alles drehte sich um die Essstörung. Ich konnte an nichts anderes denken. Es gab fast keinen einzigen Tag ohne Essanfall und anschließendem Erbrechen. Ich wusste nicht, wie ich noch einen Tag überstehen sollte, war verzweifelt und am Boden. Der Weg aus der Essstörung war steinig, aber er hat sich gelohnt. Mit Anfang 30 lebe ich heute ein Leben, das ich mir nicht hätte vorstellen können. Gleichzeitig ist mir heute klar, dass es damals nicht ums Essen ging. Die Essstörung war nur ein Symptom wie bei einem Auto, bei dem ein rotes Signallämpchen leuchtet.

Auf dem Weg aus der Essstörung habe ich gelernt, dass die Essstörung ein Lösungsversuch war. Sie hat mir geholfen, mit meinen Emotionen umzugehen und meine Wut rauszulassen. Ich lebte in einer Parallelwelt, die mich vor allem schützte, was im echten Leben geschah. Die Essstörung war wie eine Mauer zwischen der Außenwelt und mir. Ich war zwar taub, aber ich war sicher.

Auf meinem Weg musste ich lernen, die Funktion der Essstörung zu ersetzen. Alles, was ich ersatzweise mit dem Essen versuchte zu lösen, habe ich ins „echte Leben“ übertragen (z.B. mir ohne Grund eine Pause zu gönnen statt einen Rückfall als Rechtfertigung zu brauchen).

Dabei bin ich Menschen begegnet, die meine Seele berührt und mich aus meinem Dornröschenschlaf geweckt haben, die mir gezeigt haben, worum es wirklich geht, was ich wirklich brauchte und wonach ich mich wirklich sehnte – angenommen zu werden so wie ich bin, gesehen und verstanden zu werden, Ruhe, Geborgenheit und Liebe.

© Stefanie (Text)
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